8. Lohn

 

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Der Stern steht für das Marienpatrozinium der Kirche in Lohn, der geschachte untere Schildteil bezieht sich auf die Verwalter der bischöflichen Grafschaft Schams: die Freiherren von Vaz.

Lohn ist die höchstgelegene Ortschaft des Schams (1585 m. ü. M). Die Gemeinde ist sicher seit dem 9. Jahrhundert besiedelt. Damals wurde in einem karolingischen Reichsurbar eine Kirche zu Laune erwähnt. Bereits 1204 bestand eine Gemeinde altfreier Bauern mit eigenem niederen Gericht. Verschiedene Herrschaften übten im Mittelalter ihre Hoheit aus. 1458 kaufte sich die Gemeinde vom damaligen Lehnsherrn frei, dem Bischof von Chur. Mitte des 16. Jahrhunderts schloss sich die Gemeinde der Reformation an.

1850 erhielten die 97 Einwohner eine Postablage. 1924 bekam Lohn eine Pferdepostverbindung ins Tal. Am 15.05 1931 wurde eine Postautoverbindung nach Zillis eröffnet und 1951 wurde der Winterbetrieb mit dem Postauto eingeführt.

 

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Die Kirche von Lohn hat zwei Kirchtürme.

 

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1850 bis 1906

 

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wie oben

 

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Christina Cantieni-Cantieni (1833-1916), Landwirtin und Postablagehalterin in Lohn, mit ihren Enkelinnen Annette Corai (1882, links) und Christina Corai (1885).

Der Landwirt Anton Cantieni (1826-1886) verliess Ende März 1856 seine 23-jährige, hochschwangere Frau Christina und die beiden Kinder, den etwas über dreijährigen Georg und die gerade zwei Jahre alt gewordene Margreth und zog mit der ersten Gruppe von Schamsern nach Australien. Mehr als 30 Jahre später schreibt seine Gattin auf das Vorsatzblatt der Familienbibel: "1886 den 16. Oktober ist mein lieber Mann Anton Cantieni in Australien gestorben, wo er 30 Jahre gelebt hatte."
Anton Cantieni hat nach seiner Abreise seine Familie nie mehr gesehen, das Lachen und Weinen seiner jüngsten Tochter Annetta nie gehört. Seine Frau Christina, genannt «Castgegna da turvasch», hat ihre Kinder allein grossgezogen, hat die kleine Landwirtschaft besorgt, hat ihren Sohn im besten Jünglingsalter von 25 Jahren sterben gesehen und ihre Tochter Annetta um ein Dutzend Jahre überlebt. Um ihren kargen Verdienst aufzubessern, buk sie für andere Haushaltungen im Dorf das Brot und durfte dafür jeweils einen Laib als Entgelt für ihre Arbeit abzweigen.

Ab 1876 versah sie 40 Jahre lang, bis kurz vor ihrem Tod im hohen Alter von 83 Jahren, gewissenhaft das Amt der «pota», der Briefträgerin und Postablagehalterin von Lohn. Bei jedem Wetter, in der schweisstreibenden Hitze eines Augusttages, in der klirrenden Kälte eines Februarmorgens, holte sie im Tal unten den Postsack und trug ihn auf dem Buckel nach Lohn hinauf.
Von ihrem Ehemann im fernen Australien bekam sie selten einmal ein Lebenszeichen. Nachdem er am 24. Februar 1868 aus Blackwood (Victoria) geschrieben hatte, liess er mindestens elf Jahre gar nichts mehr von sich hören. Vom Vater ihrer Kinder ist Christina Cantieni vermutlich niemals eine noch so kleine finanzielle Hilfe zuteil geworden. Denn 1877 versteuerte die Postbotin von Lohn ein Vermögen von 2000 Franken, 1881 war es auf 1400 Franken geschrumpft, 1886, im Todesjahr Anton Cantienis, auf 1000 Franken. In den folgenden Jahren blieb es unverändert, nichts deutet darauf hin, dass ihr von Australien etwas zugefallen wäre aus der Hinterlassenschaft ihres Mannes. Christina Cantieni-Cantieni, die "Castgegna da turvasch", ist eine dieser Frauen, die ihr Schamsertal nie verlassen haben. Betrachtet man ihr gütiges, von der "schlapa", der schwarzen Haube, umrahmtes Gesicht und die kräftigen Hände mit den nervigen Fingern, so lassen sich Willenskraft und Arbeitslast erahnen, mit der diese Frau ihr schweres Los tapfer bewältigt hat. Sie und mit ihr viele ihres Geschlechts hätten ein Denkmal verdient!

Bild und Text aus dem Buch "Hier hört man keine Glocken" von Peter Michael Caflisch

 

 

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1906 bis 1925

 

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1925 bis 13.07.1967

 

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wie oben
(Da hat die Posthalterin vergessen, das Datum umzustellen, dann von Hand korrigiert und nochmals einen Stempel mit dem richtigen Datum gesetzt.)

 

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Die alte Post im Haus der Familie Mani. (Frau Jolanda Dolf-Mani, herzlichen Dank für das Foto.)

 

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Blick hinunter ins Tal

 

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13.07.1967 bis 18.10.1980

 

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20.10.1980 bis 28.05.1988

 

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Letzttag alte PLZ

 

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neue PLZ: 30.05.1988 bis 31.12.2007

 

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Letzttag Poststelle Lohn

 

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Letzttag Einschreiben

 

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Bei meinem letzten Besuch im Schams lernte ich zufällig den Sohn der damaligen Posthalterin von Lohn kennen. Frau Mani versah 44 Jahre lang, von 1949 bis 1993 die Poststelle in Lohn. Herr Mani erzählte mir, er besässe noch die alte Emaille-Tafel der damaligen Poststelle. Schnell wurde sie zutage gefördert und am Dorfbrunnen gewaschen. Und wirklich, sie präsentiert noch ganz gut. Der schwarze Fleck stammt übrigens noch von Schiessübungen, die der Sohn von Frau Mani einmal veranstaltete. Weidmannsheil, ein perfekter Blattschuss! Der Bündner Jäger lässt grüssen.

 

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Auch den Siegelstempel präsentierte mir Herr Mani. Seine Mutter hätte diesen noch oft gebraucht, um Geldsendungen zu versiegeln.



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Frau Mani erhielt am 1. April 1974 von der Generaldirektion der PTT für ihre 25jährige Tätigkeit als Posthalterin diese Uhr. Sie versah den Posthalterdienst in Lohn noch bis 1993.

 

 

 

 

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pfeil rechts