10. Marmorera

 

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Das gespaltene Wappen der Herren von Marmels wird ergänzt durch das Attribut des heiligen Florinus als Patron der Pfarrkirche.

Die Schlossruine der Herren von Marmels östlich des Staudammes ist Zeuge der Vergangenheit. Urkundlich belegt erscheint Marmorera erstmals im Reichsgüterurbar des Jahres 831. Im Jahre 1160 wird erwähnt, dass Ulrich II. von Tarasp dem Bischof Adalgott zu Chur die "Wida" von Marmels mit ihren Kindern, Hab und Gut schenkte.

Der historische Ort Marmorera war schon im Mittelalter besiedelt. Nach 1838 profitierte Marmorera nach dem Ausbau der Strasse über den Julierpass vom zunehmenden Postautoverkehr und dem aufkommenden Tourismus. Nach der Eröffnung der Gotthard- und Albulabahn brach der Postkutschenverkehr zusammen und die Gemeinde verarmte.

Nach dem 2. Weltkrieg bot Marmorera der Stadt Zürich zu günstigen Bedingungen eine Konzession für einen Stausee an. Der Zürcher Unterhändler Pfister handelte mit den einzelnen Haus- und Landbesitzern individuelle Verträge aus und verpflichtete sie zu Stillschweigen. Dabei nutzte er aus, dass viele Einwohner nur Italienisch oder Rätoromanisch sprachen und unterschrieben, ohne ein Wort Deutsch zu verstehen. Am 17. Oktober 1948 stimmte die Gemeindeversammlung mit 24 Ja gegen 2 Nein-Stimmen der Konzession zur Ausnützung der Wasserkräfte für die Dauer von 80 Jahren und der Errichtung eines Stausees zu.

1954 begann die Überflutung. Vorher wurden sämtliche Gebäude des alten Dorfes zerstört. Der Friedhof sollte zubetoniert werden, aber die Bewohner erreichten, dass die Toten exhumiert wurden und in einem neuen Friedhof oberhalb des alten Dorfes bei den alten Grabkreuzen ein zweites Mal beerdigt wurden. Kirche und Schulhaus, 29 Wohnhäuser und 52 Ställe fielen dem Bau des Marmorera-Stausees zum Opfer.

Im Gegensatz zu einem Naturereignis war das menschengemachte Ereignis eine schwer zu verarbeitende Katastrophe, von welchem sich die Dorfgemeinschaft kaum erholen konnte, wurden doch Ersatz-Höfe für die Bauern im weit entfernten Thurgau angeboten und die Gemeinschaft in grosser Uneinigkeit aufgelöst. Wer das erste Haus an der Strasse bei Neu-Marmorera betrachtet, findet den Namen La Resistenza (Widerstand). Eine Erzählung aus jener Zeit lautet, dass die Schwalben am letzten Tag ein grosses Gezeter aufgeführt hätten und seither wie aufgrund eines Fluchs nie eine Schwalbe zurückgekehrt sei.

Die Julierpass-Strasse, die bisher auf dem Talboden verlaufen war, wurde an die Ostseite des Stausees verlegt. Ein neues Marmorera wurde oberhalb des Stausees und der Julierpassstrasse aufgebaut, vom Dorfleben ist ohne Laden und ohne Schule (nach 2006) wenig sichtbar. 1956 war der neue Stausee erstmals gefüllt.

Am 10. März 2006 lehnten die Einwohner von Marmorera und anderen Gemeinden der Talschaft Surmeir eine Fusion aller Gemeinden des Oberhalbsteins ab.

Auf dem Gemeindegebiet oberhalb des westlichen Endes der Staumauer steht die Ruine der Burg Marmels.

1850 erhielt Marmels eine Postablage. Damals lebten dort 156 Einwohner, 1980 noch 27.

 

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Dorfzentrum mit Dorfbrunnen und Postgebäude (ca. 1900)


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1850 bis 01.04.1887

 

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wie oben

 

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01.04.1887 bis 1894 (Die heutige Post würde in einem Tag einen Herrn Schatti in Verhaldorf sicher nicht finden.)

 

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01.09.1894 bis 10.06.1939

 

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10.06.bis 24.06.1939

 

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Formularstempel

 

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24.06.1939 bis 1944

 

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1944 bis 01.03.1956 (aufgehoben)

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Gasthaus Julier 1950

 

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Damals wurden noch defekte Gummistiefel nach Zürich geschickt und repariert!

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Letzter Poststempel vom "ertränkten" Marmorera (Letzttag, blau)

 

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Letzttag (hier in schwarz)

 

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